Leitung: PD Dr. Heidy Greco-Kaufmann
Im 16. Jahrhundert erlebte das Theater in Luzern eine Hochblüte. Während das Theaterspiel in reformierten Gebieten zunehmend geächtet und 1617 in Zürich und 1623 in Genf gar verboten wurde, wurden die im mittelalterlichen Brauchtum und Kultus wurzelnden Traditionen im katholischen Vorort weiterhin gepflegt. Unter aktiver Förderung und Beteiligung der führenden Patrizierfamilien fanden auf dem Weinmarkt gross angelegte Aufführungen von religiösen und weltlichen Spielen statt. Als Verfasser und Spielleiter fungierten jeweils die städtischen Schreiber.
Während das zweitägige Luzerner Osterspiel und die dazu gehörigen Materialien in Editionen und Kommentarbänden vorliegen, sind noch nicht alle Luzerner Fastnachtspiele ediert, respektive in neueren und gut erreichbaren Drucken zugänglich. Dies gilt für folgende Spielmanuskripte:
Der Narrenfresser, Zacharias Bletz zugeschrieben, um 1550 datiert (ZHB Luzern, Ms. 166 fol.)
Spil von Astrology vnd warsagren, Hans Salat zugeschrieben, aufgeführt 1560 (ZHB Luzern, Ms. 182 fol., publiziert durch Renward Brandstetter in der Vierteljahresschrift für Litteraturgeschichte 3 (1890), S. 208-227)
Der Wunderdoktor, Zacharias Bletz, aufgeführt 1565 und/oder 1567 (ZHB Ms. 183 fol.)
Das geplante Projekt beruht auf umfangreichen Vorarbeiten im Rahmen von Forschungsprojekten und Tagungsbeiträgen zur Theatergeschichte Luzerns. Die Texte sind schon transkribiert und z.T. in Zeitschriftenartikeln publiziert. Mit der kommentierten Herausgabe der drei Fastnachtspiele werden wichtige Primärtexte der Luzerner Fastnachtspieltradition zugänglich gemacht und im gesellschaftlich-politischen Kontext interpretiert.