Leitung: Prof. Dr. Gerald Siegmund
Forschungsassistenz / Doktorandin: Simona Travaglianti
Im Dissertationsprojekt „Situationsräume“ werden zwei Themengebiete zusammengeführt: die Wende zum Raumparadigma (spatial turn) einerseits und die Evaluation der Avantgarde-Bewegung Internationale Situationniste (1957-72) andererseits. Als Ausgangspunkt dienen ausgewählte Inszenierungsstrategien und Diskurse der bildenden und darstellenden Kunst seit den 1950er Jahren. Die Reflexion bezüglich einer Genese performativer Räume erhält eine Verfeinerung, wenn man sie mit der Konzeption einer „konstruierten Situation“ der Situationisten in Bezug setzt. Meine These ist, dass durch ästhetische Interventionen in künstlerische, wie in öffentlichen Räume Verschiebungen stattfinden, welche eine differenzierte Konzeption von Räumen und Orten erfordern: Raumbezogene Inszenierungen vermögen es, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den von ihm eingenommen Standort zu richten, er handelt die unterschiedlichen Räume und Orte situativ aus und erhält Verweise auf sein subjektives Wahrnehmungsverhalten.
Mein Ansatz zur Genese performativer, ästhetischer Räume reflektiert die Position und Situation des Zuschauers konzise mit. Die Frage dieser theoretisch unfassbaren Figur wird ausgehend von der vermeintlich gemeinschaftsstiftenden Funktion des Theaters behandelt und impliziert die kontrovers geführte, philosophische Debatte zur Gemeinschaft des 20. Jahrhunderts. „Situationsräume“ ist ein Modell der Theatralität und bietet der Theaterwissenschaft, wie der Kunstgeschichte einen potentiellen Denkraum für eine politisch ausgerichtete Theatralitätstheorie, in welcher Theatralität als Antonym massenmedialer Spektakel aufgefasst wird.