Bernische Theatergeschichte von Edmund Stadler

 

Das Textmaterial „Bernische Theatergeschichte“ von Prof. Edmund Stadler (1912 – 2005) war zwischen Armand Streits „Geschichte des bernischen Bühnenwesens“ (1873/74) und Heidy Greco-Kaufmanns Berner Theatergeschichte (2017) der einzige Versuch einer historischen Gesamtdarstellung der Berner Theaterlandschaft. Edmund Stadler legt seiner in den 1950er Jahren begonnenen Bestandsaufnahme einen weiten Theaterbegriff zu Grunde: „Das eigentliche Wesen des Theaters besteht in der mimischen, d.h. nachahmenden Gestaltung von Menschen, Tieren und anderen Objekten, die man in der realen Umwelt beobachtet oder erlebt oder im Reiche der Phantasie erschaut hat, in unmittelbarem Spiel vor Zuschauern, d.h. in der bewussten Darstellung von Rollen. Zur Verkörperung einer Rolle genügen an und für sich Mienenspiel und Körpergebärde [...].“ Entsprechend leitet er Theater vom Alltagsgeschehen und -erleben her, von Jagd-, Fruchtbarkeits- und religiösen Ritualen. Die Breite des Theaterbegriffs steht den Forschungsinteressen des Instituts für Theaterwissenschaft der Universität Bern sehr nahe. Stadlers grösstes Verdienst besteht in der Recherche, Erschliessung und Auswertung einer Fülle von Dramentexten und anderen theaterhistorischen Belegen, die Theatergeschichtsschreibung erst ermöglichen. Der Schwerpunkt der ausgewerteten Quellen liegt im 15. und 16. Jahrhundert. Die Quellen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind im vorliegenden Text weniger intensiv bearbeitet worden, da sich der Autor in anderen Beiträgen, z.B. im Umfeld des Hôtel de Musique, diesem Gebiet widmete. Leider konnte der Verfasser die Studie nicht abschliessen. Damit insbesondere die sorgfältig recherchierte Fülle von theaterhistorischem Quellenmaterial dennoch nicht verloren geht, haben sich Fernand Blaser (Bern) und das Institut für Theaterwissenschaft gemeinsam zur vorliegenden Edition des Materials entschlossen. Diese konserviert den Text auf dem Stand der letzten Bearbeitung durch den Autor. Bei der Digitalisierung war die Treue zum Originaltext die oberste Massgabe. Mit Hilfe der einfach zu handhabenden Volltextsuche können in der digitalen Fassung die akribisch genau aufgeführten Personen- und Rollennamen, Ortschaften, Stücktitel, Jahreszahlen und vieles andere problemlos erschlossen werden. Korrigiert wurden lediglich offensichtliche Tippfehler wie vergessene und vertauschte Buchstaben, vergessene oder überzählige Leerzeichen und Kommata sowie Kasusfehler. In den Zitaten wurden keine Korrekturen vorgenommen. Die Unterstreichungen im Text, die vorwiegend Ortsbezeichnungen kennzeichnen, wurden aus dem Typoskript übernommen. Die in einigen Fussnoten angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf eben dieses Maschinenskript. Um die Texttreue zu wahren, wurden keine Anpassungen und Veränderungen an den Fussnoten vorgenommen. Deren Nummerierung folgt Stadlers System. An einigen Stellen im Text sind Fussnoten gesetzt, die der Autor aber nicht mehr mit den entsprechenden Quellenangaben versehen konnte. Zudem sind einige Fussnoten im Text doppelt vergeben und einigen Fussnoten wurde im Text keine Ziffer zugewiesen. Diese Mängel beruhen darauf, dass Edmund Stadler den Text nicht mehr von eigener Hand fertig stellen konnte. Die ursprüngliche Textversion liegt im Schweizer Archiv der Darstellenden Künste SAPA in Bern unter der Signatur 5.3.2. Bern 313 als Maschinentyposkript vor. Wir danken Fernand Blaser und SAPA herzlich für die Bereitstellung des Materials. Der CARBA-Stiftung Hofgut Gümligen sei für die finanzielle Unterstützung bei der Erstellung der digitalen Textedition gedankt. Sie wird im Andenken an die theaterhistoriografischen Leistungen von Edmund Stadler für weitere theatergeschichtliche Forschungen zur Verfügung gestellt.

Andreas Kotte und Beate Schappach

Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern